Während Kají noch immer irritiert beobachtete, was die zwei Mädchen da trieben, versammelte sich langsam das ganze "Rudel" um sie. Zuerst war es Levi, der aus der Tür kam und aussprach, was alle längst wussten. Aber er wusste ja auch, dass sie es wussten.
Und dann, als Faite und Yukí realisierten, dass sie nicht mehr unbeobachtet waren, hielt endlich auch der Tumult inne. Zumindest vorerst. Langsam immer verwirrter lauschte er der Schwarzhaarigen, die verzweifelt irgendwas davon faselte, dass Yukí mal wieder irgendwas kaputt gemacht hatte. Die sah ihn derweil aus weinerlichen Hundeaugen an und flehte ihn um Verzeihung an. Aber ... für was um Gottes Willen? Was tat ihr Leid? Kajís Kopf neigte sich immer schiefer, da lag seine Schwester schon wieder auf dem Boden, faselte irgendwas von Schuld und nochmal Verzeihung. Und dabei sah das Ganze so selten dämlich aus!
Kají wandte den meergrünen Blick leicht zurück, als nun auch noch der Krümel aus der Tür kam und neben ihm stehen blieb. Als der kleine Junge ihm dann an seinem Sweatshirt rumzupfte und auf die zwei Streithähne zeigte, breitete sich schließlich ganz unerwartet ein Grinsen auf Kajís Lippen aus. Es passierte wahrlich nur noch selten, dass er irgendwie lächelte.

„Klärt mich mal auf."

Kaum hatte er das gesagt, kam aber auch schon Tiberias dazu. Ganz automatisch, fast aus Reflex trat Kají einen Schritt beiseite. Er zog bei den Worten des Blonden eine Augenbraue hoch und als dieser schließlich in die Hände klatschte und ein lautes „April! April" von sich gab, spürte der Rothaarige einen heftigen Stich in seinem Inneren, worauf sein zartes Lächeln sofort wieder verblasste. Wie sehr er diesen Ausruf hasste. Er wollte gar nicht weiter darüber nachdenken. Wie Tiberias nun von "Faite auspacken" sprach, zog Kají wieder eine Augenbraue hoch. Nein, er wollte wirklich nicht weiter über die Sache nachdenken, auch wenn er diese Aussage irgendwie ... nunja, als sehr störend empfand. Er wollte nicht, dass er so etwas zu ihr sagte.

Ein Seufzen entglitt ihr, während sie sich im Schneidersitz auf den Boden platzierte und keine Anstalten machte, sich zu erheben, oder gar wegzugehen. Obwohl sie wohl gerade das am liebten getan hätte, um den Tag nochmal von vorne anfangen zu lassen. Oder am besten, um die Zeit eine ganze Woche zurückzudrehen und dann nochmal alles in Ruhe planen zu können - wozu es jetzt allerding wirklich viel zu spät war.
Missmutig beobachtete sie Yukí, die um Verzeihung bat, und dann auch noch mit einer Beleidigung um sich schmiss.

"Ja! DU bist Schuld und außerdem sollte es dir wirklich Leid tun, DU wusstest nämlich noch nichtmal irgend etwas!"

Sie spuckte die Worte förmlich aus, konnte sich aber unter Kontrolle halten, sodass Yukí nicht in einem Schwall von Spucke unterging, wo sie nun da auf dem Boden lag und sterben wollte. Grummelnd trat sie zögerlich nach der Braunhaarigen.

"Feige Sau! Sterben is nicht, aus der Sache kommst du nicht so leicht raus!"

Fauchend setzte sie sich wieder in den Schneidersitz und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper. Ihr Blick glitt zu Tiberias, als dieser wie immer einen unpassenden Spruch abließ. Und sie in ihrer sehr gereizten Stimmung musste natürlich auf alles antworten. Denn sie musste das letzte Wort haben.

"Nein, darfst du natürlich nicht!"

Ihre Augen huschten weiter, fast schon schüchtern zu Kají... Was sollte sie nun sagen? Sie hatte seinen Geburtstag vergessen, sie war eigentlich Schuld an der Miserie, wollte es aber nich öffentlich zugeben. Als die Augen sich trafen erkannte sie aber, sehr zu ihrem Erstaunen, dass er lächelte. Er lächelte. Für einen Moment fiel die Gereiztheit von ihr ab, und sie musterte den Kají, einen erfreuten Menschen, den Lächelnden. Es war nur ein kurzer Moment... denn als der Spruch "April, April!" fiel, konnte man beinahe sehen, wie das zarte Lächeln des Rotschopfes in sich zerbrach und verblasste, ins Nichts.
Die Wut in ihr bahnte sich wieder einen Weg nach oben, und mit stechendem Blick starrte sie Tiberias an, der scheinbar sehr amüsiert schien... und. Was hatte er gerade gesagt? Für eine Sekunde war sie verdutzt, bevor sie begriff, was der Blonde meinte. Sie griff sich langsam an den Hals, und - verdammt - das Band war immernoch da, und ließ sie bestimmt unheimlich albern wirken. Es war wirklich alles schief gelaufen. Mit einem Ruck riss sie sich das Band vom Hals, und ließ den Stoff zwischen ihren Fingern zu Boden gleiten.

"Ich will nicht ausgepackt werden!!! Klar? Und ich bin kein Geschenk und nichts, okay?"

Sie seufzte nochmals, ihr Blick glitt zu Yukí, die immernoch feige am Sterben war. Also musste sie alles aufklären. Bevor sie jedoch anfing, warf sie jedem noch einen bösen Blick zu. Außer Kají. Und Luca, der natürlich auch nichts dafür konnte.

"Also... das war so...
Wir wollten eine Feier für dich machen, aber das ist irgendwie nichts geworden, weil irgendwie keiner Bescheid wusste, und wir nicht wussten was wir machen sollen, und dann wollten wir was machen, aber da war es schon heute, und jetzt ist das passiert, und die Überraschung ist kaputt."

Sie wusste zwar nicht, ob ihre Erklärung verständlich war, aber... egal. Sie hatte es wenigstens versucht.

Mit drückenden Kopfschmerzen, ausgelöst durch unzähliges auf den Boden knallen, lag die Braunhaarige noch immer stumpf auf dem harten Holz rum. Wozu aufstehen? War doch ganz gemütlich hier unten. Mehr oder weniger. Und wenn sie sich nicht bewegte, vielleicht tat ihr Kopf dann nicht mehr ganz so doll weh. Sie hatte keinen Bock mehr. War ein Scheiß Tag. Und ihre Laune war auch im Keller.

“Jaa.. ich bin wirklich ein Arsch. Ich vergesse Dinge, die ich nie wußte und nicht wissen kann. Ich bin wirklich soo unsozial.“

Leise vor sich hin grummelnd drehte Yukí sich auf den Bauch, und spürte wenige Augenblicke später einen Tritt in ihrer Seite. Na toll, jetzt tat es da auch noch weh. Es war echt nicht ihr Tag. Und auf die weiteren Worte der Schwarzhaarigen nuschelte sie nur etwas vor sich hin. Musste ja keiner wissen. Und kaum hörte sie sich selbst nicht mehr nuscheln, war da schon die nächste Stimme. Aber sie brauchte nicht antworten, da Faite Tiberias schon die passende Antwort gab.
Und irgendwie bekam sie überhaupt nichts mit, immerhin lag ihr Gesicht, verdeckt von den braunen Haaren auf dem Boden. Aber trotzdem konnte sie angenervt den Stimmen lauschen, die weiter sprachen. Mussten die den so schreien? Sie fühlte sich vollkommen tot. Ihr Schädel dröhnte.. warum war dieser dumme Boden auch so hart? Irgendwann beschloss sie dann doch aufzustehen. Sie fühlte sich so ausgeliefert. Und ihre Seite tat weh. Angeschlagen wankte die Braunhaarige nach oben, klopfte sich kurz den Staub vom Rock und warf ihrem Freund schließlich einen mörderischen Blick zu.

“Duuuuuu.. .. ..!“

Ruckartig hob sie die Hand und piekste Levi au der Brust herum. Hätte er ihr geholfen hätte sie nun nicht so Kopfschmerzen. Und bessere Laune hätte sie vielleicht auch. Grummelnd plusterte sie sich vor dem Schwarzhaarigen auf.. nur leider war sie viel zu klein. Scheiße.. Aus Frust trat sie ihm nun einfach mal auf den Fuß. So, das hatte er nun davon! Erst schickte er sie weg und dann half er ihr noch nicht einmal, wenn dieses wilde Biest über sie herfiel. Noch einmal auf den besagten Fuß tretend wandte sie sich schließlich ab und blieb bei Faite stehen. Mit voller Wucht holte sie aus und knallte der Schwarzhaarigen eine auf den Hinterkopf. Ihre eigene Hand tat dabei auch recht weh.. aber damit konnte sie leben.

“Du Idiotin! Musst du alles verraten?! Wir hätten noch so etwas tolles planen können!“

Sich nun auch von Faite abwendend machte sie einen Schritt auf Kají zu. Ohne Hemmungen blieb sie vor ihm stehen, legte die Arme um ihn und drückte ihn sachte.

“Trotzdem Herzlichen Glückwunsch! Tut mir Leid.. Kommt nich‘ wieder vor! Ich bin eine schlechte Schwester, oder?“ ;_;

Nun nahm sie ihre Arme zurück, machte einen Schritt an ihrem Bruder vorbei, schob Tiberias zur Seite und wuschelte Krümel über den Kopf. Nun hatten alle bekommen was sie verdienten. Und sie watschelte beleidigt in Richtung Kombüse. Vielleicht fand man da etwas gegen Kopfschmerzen.

Luca wich etwas zurück, um sich hinter Kají zu verstecken. Dieses Chaos war ihm ein bisschen zu viel und unüberschaubar. Die kleine Kinderhand hielt sich noch immer am Oberteil des jungen Mannes fest, während die blauen Augen zu erfassen versuchten, was sich zutrug. Alle redeten durcheinander, so dass er gar nicht erst versuchte, etwas davon zu verstehen. Zumindest schien sich niemand an ihn zu richten, so dass es wahrscheinlich auch nichts ausmachte. Die schnellen Bewegungen, der ganze Schlagabtausch, alles war irgendwie beängstigend. Luca verstand nur nicht, dass sein ganzes Leben und die ganze Welt auf ihre Art Furcht einflößend waren. Um ihn herum schwebten viele Gefühle, die er nicht zuordnen konnte, aber die ihm fast greifbar schienen. Er kannte keine Wörter für Ärger, oder Leid. Er nahm es nur irgendwie zur Kenntnis, während er still und verschwiegen wie immer, alles beobachtete. Besonders laut waren die Stimmen der Frauen. Sie taten irgendwie in den Ohren weh.
Plötzlich richtete sich alle Aufmerksamkeit auf seinen Herrn, so dass er ebenfalls an ihm hinauf sah, um zu verstehen, warum sich alle rechtfertigten, vor ihm. So als wäre er der oberste Chef auf dem Schiff. Luca fand nicht, dass er so ein Mann war. Die Sorte Chef, die er kennen gelernt hatte, hatte immer eine Peitsche in der Hand. Er hatte es quasi vor Augen, als Yukí die Arme um Kají legte und Luca sich vor der Bewegung erschreckte und zwei Schritte zurück stolperte. Neugierig sah er zu, was die beiden Erwachsenen da taten. Dass gleiche hatte Faite mit ihm auch gemacht. Nur etwas anders. Wozu war das gut? Machten die Frauen so was immer, wenn sie vorher laut geworden waren? Irgendwie war es schon sehr unterhaltsam, ihnen zuzusehen. Dann kam wieder dass über-den-Kopf-Wuscheln, dass er regungslos über sich ergehen ließ. Es schien jedenfalls mal einen Augenblick still zu sein. Angenehm ruhig, obwohl sie alle noch da herum standen.

“Hm…“

Seufzte er und machte noch einen Schritt zurück, um sich an der Wand anzulehnen und zuzuschauen, was sie jetzt noch so machten.

Zu seinem eigenen Wohl entschied Levester, dass er dem Treiben einfach mal still zusah. Yukí und Faite prügelten sich noch ein bisschen, schrieen rum ... meine Güte, so laut waren sie schon lange nicht mehr geworden. Und wenn man den Grund für ihre Streitigkeiten kannte, hätte man sich glatt an einen Wand lehnen und weglachen könnten. So stand Levi aber einfach mal da, verschränkte die Arme und seufzte. In der Tat war es wirklich sehr lustig, wie sich diese gemeingefährlichen Frauen in einem Moment prügelten, dann halb heulten und mit Entschuldigungen um sich warfen und sich dann weiterkloppten. Zwischendurch wurde er dann noch einbezogen und für irgendwelche Dinge beschuldigt, obwohl er sich selbst recht unschuldig fand. Als Tiberias dann dazu kam, wandte er den grauen Blick zu ihm herüber. Er rümpfte leicht die Nase. Egal, was dieser Kerl auch von sich gab, es war immer nur Mist. Mist von der Sorte, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Aber immerhin machte er grade nur Faite an und nicht seine Freundin. Das war wichtig. Kají schien auch nicht wirklich glücklich über das Auftauchen des Blonden. Was genau nun an seinen Worten sein Lächeln sterben ließ, konnte der Schwarzhaarige nicht sagen. Es gab so viel, was sie von dem Rotschopf nicht wussten. Er hatte keine Ahnung, was er erlebt hatte. Levi wandte sich seiner Freundin zu.

„Yukí, nicht sterben. Ich brauch’ dich noch.“,

sagte er grinsend und im nächsten Moment hatte sich die Braunhaarige auch schon aufgerichtet. Oh, oh, was kam jetzt? Eine Pieksattacke. Er lehnte sich leicht zurück.

„Iiiiiiiich? Autsch!“

Und da trat sie ihm einfach so auf den Fuß! Was hatte er jetzt schon wieder gemacht? Immer diese Frauen! Schon wieder pressten sich ein paar harte Fußknochen auf seinen Fuß. Dann ging sie weg und prügelte noch mal kurz auf Faite ein. Immer diese Gewalt! Und er wurde ganz unschuldig mit in sie hinein bezogen. Levester seufzte leicht und tippte kurz mit dem Fuß auf, der grade so geschändet wurde.

„Das ich nicht lache.“,

antwortete er trocken auf ihre Meinung, sie hätten noch was Tolles vorbereiten können.

„Von mir aber auch einen allerherzlichsten Glückwunsch. Sieh doch diese Showeinlage als Geschenk an.“

Da das Gepöbel von Vorne schon wieder weiter ging, beschloss Kají seine Aufmerksamkeit erneut auf diese zu richten, um sich nicht weiter mit Tiberias schräger Begeisterung beschäftigen zu müssen. Es ging um irgendwas, was ihnen Leid tat. So weit war er schon mal. Und irgendwas mit Schuld, die mal wieder Yukí hatte. Diese jedoch schob sie undeutlich wieder auf Faite zurück. Irgendwas mit nicht wissen. Oh ...
Während sein Gehirn dem Grund so langsam auf die Schliche kam und Faite Tiberias anschnauzte – was ihm ehrlich gesagt ganz recht war – fing sie dann an zu erklären. Er blinzelte leicht. Eine Feier? Für ihn? Kají wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte, noch nie war jemand auf die Idee gekommen, eine Feier für ihn zu organisieren. Und auch wenn das hier wohl schief gegangen war, fühlte es sich komisch an. Ein wenig unbehaglich, verlegen.

„Oh, ähm ...“

Der Rothaarige hob eine Hand und kratzte sich leicht am Hinterkopf, da kam schon seine Schwester zu ihm herüber, nachdem sie Levester noch ein wenig malträtiert hatte. Er blinzelte ein wenig irritiert, als sie ihn umarmte und gratulierte. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie sich Luca jetzt ein wenig entfernte und an die Wand lehnte, nachdem er sich eben noch bei ihm festgekrallt hatte. Irgendwie konnte er den Kleinen grade sehr verstehen, auch er fühlte sich überfordert. Kají legte die Hand auf Yukís Kopf und wuschelte leicht über ihre Haare.

„Ach Quatsch ... danke. Aber ihr müsst auch gar nichts für mich machen.“

Seine Schwester löste sich aber sogleich wieder von ihm und stapfte irgendwie recht beleidigt davon. Stirnrunzelnd sah er ihr nach, dann erklang schon Levesters Stimme. Ein leicht schräges Lächeln kämpfte sich wieder auf Kajís Lippen.

„Danke ... Oh ja, das ist ... in der Tat mal was ganz Außergewöhnliches gewesen.“

Da saß sie nun, zusammen mit Yukí, in einer 'gemütlichen' Runde. Sie fühlte sich irgendwie unwohl, so mitten in der Mitte des Kreises, aber da sie eh schon die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, machte das bisschen angestarrt werden eingeltich auch nichts mehr.
Sie drehte ihren Kopf leicht, als sie aus den Augenwinkeln sah, dass sich Yukí erhob, und anfing Levi zu misshandeln. Naja, dann bekam sie wenigstens nicht die schlechte Laune des Mädchens zu spüren... sie wusste ja wie böse Yukí werden konnte, wenn sie sauer war. Sie blickte wieder zu Kají, bevor sie einen harten Schlag spürte, der ihren Kopf nach vorne schnellen ließ.

"Aua, verdammt! Spinnst du, das tut weh..."

Sie fasste sich mit einer Hand an die Stelle, wo Yukí ohne zu zögern mit voller Wucht draufgehauen hatte und rieb sich den schmerzenden Kopf, ohne jedoch einen Aufstand zu machen und -obwohl es ja eigentlich ihre Art war- ohne zurück zu schlagen. Sie hatte keine Lust mehr auf Streit und Schläge, aber irgendwann würde sie Yukí das noch zurückzahlen können... sie antwortete nicht mal, es hatte im Moment jah ohnehin keinen Zweck bei Yukí.
Seufzend erhob sie sich schließlich, klopfte sich den Staub von den Sachen. Ihr Blick blieb schließlich an der Schleife hängen, die am Boden lag. Und bevor sie sich dessen bewusst war, hatte sie sich schon gebückt und sie aufgehoben. Sie beobachtete wie Yukí Kají umarmte und ihm alles gute wünschte, als auch schon Wünsche von Levis herüberschwangen. Still ließ sie den weichen Stoff zwischen ihren Fingern hin und her gleiten, bevor sie schließlich ebenso wie Yukí auf Kají zuschritt. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Züge.

"Alles Gute...!"

Sie trat vor und nahm den Rothaarigen in den Arm, erst zögerlich und unsicher. Sie spürte ihr Herz klopfen, und wusste nicht genau wieso sie sich gerade jetzt dessen bewusst wurde. Langsam jedoch fiel die Anspannung von ihr ab, die Umarmung wurde herzlicher, bis sie sich schließlich fast schon in seine Arme legte. Als sie das bemerkte, ließ sich von ihm ab, blickte ihm nochmals in die Augen, immernoch lächelnd, bevor sie sich abwandte und auch Knirps ein Lächeln schenkte, der an der Wand lehnte. Ihr war so warm... wohlig warm.

Locker schüttelte die Braunhaarige die Hand leicht hin und her, mit der sie Faite eine geknallt hatte. Tat ja doch schon recht weh.. Aber so hatte sie ihrem Frust wenigstens ein bisschen Luft machen können.. Und es beschlich sie auch noch kein schlechtes Gefühl, dass sie Levi auf den Fuß getreten hatte. Hach! War das ein toller Tag. Vor der Kombüsentur blieb sie stehen, verschränkte die Arme und drehte sich um. Sie wuschelte sich durch die Haare, die sie.. noch immer nicht gekämmt hatte , ehe sie mit bösem Blick sah sie zu Levi. Jetzt wurde er gemein. Die Braunhaarige verzog das Gesicht. Er war doch nicht etwa..? Hätte sie vielleicht doch nicht..? Egal, jetzt war eindeutig zu spät um darüber nach zu denken. Musste sie halt mal mit leben, auch wenn ihr das nicht passte.. Er nahm ihr das sicher nicht.. .. übel. Oder? Vielleicht hatte sie ihm ja weh getan? Ruhig drehte sie sich zum Türrahmen und klopfte in einer verzweifelten Geste den Kopf ein paar mal gegen das Holz. Vielleicht half das ja.
Nein, eindeutig nicht. Am liebsten hätte sie den Türrahmen zusammen geschlagen und angeschrien. Jetzt tat ihr Kopf noch mehr weh. Na wunderbar!

„Drecksteil!“

Grummelnd knallte sie mit der Faust gegen das Holz. Aber auch das brachte nicht wirklich etwas. Nein, es wurde eigentlich nur noch viel schlimmer. Das war einer dieser Tage, die man vollkommen knicken konnte.

“Gibt’s was, was man dir schenken kann? Ich fühl mich richtig schlecht.. dem eigenem Bruder nicht mal was zum Geburtstag schenken.. Das ist richtig mies.“

Mit traurig – entschuldigem Blick sah sie zu dem Rothaarigen, der gerade von Faite gedrückt wurde. Sie seufzte. Ob sie sich einfach zurück ins Bett legen sollte? Vielleicht half es ja, den Tag zu verschlafen..? Grummelnd lehnte sich die Braunhaarige gegen den Türrahmen, den sie eben als Opfer ihrer Aggressionen benutzt hatte und hielt sich die Hand aufs Gesicht. Ihr Kopf tat ihr irgendwie Leid.

Unsicherheit. Luca wusste nicht, was das war, aber es hing gerade in der Luft. Neugierig sah er zu, wie auch Faite seinen Herrn in den Arm nahm. Irgendwie waren plötzlich alle nett zu ihm und irgendwie hätte der kleine Junge gerne gewusst, was los war. Die Welt in der sich Kají, Yukí, Faite, Levester und Tiberias bewegten war ihm ein einziges Rätsel und so unerreichbar fern, dass er sich keine Hoffnungen machte, sie je zu erreichen. Er glaubte nicht, dass er dafür geschaffen war, so zu leben, zu denken und zu handeln, wie sie. Woher wussten sie überhaupt, was sie machen mussten, wenn es ihnen niemand befahl?
Faite lächelte ihm zu, oder lächelte sie wegen etwas Anderem? Luca wusste nicht, wozu diese Geste gut war, er selbst benutzte sie schließlich nie. Unschlüssig stand er an der Türe und sinnierte über den Sinn der Umarmungen. Wäre es richtig, wenn er das auch tat? Oder durften das nur die anderen? Irgendetwas Besonderes musste heute sein, dass mit seinem Herrn zu tun hatte. Er entschied, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Zögernd trat er an Faite vorbei, als warte er noch darauf, dass man ihn zu Recht wies. Doch dann stand er schon vor Kají und sah zu ihm nach oben, vorsichtig die Arme um seine Talje legend. Sogleich stürzten tausend fragen auf ihn ein. Durfte man dass, wenn man nicht groß genug war, um die Arme um den Hals zu legen? Und wie lang machte man das? Und durfte man das, wenn man nicht wusste, warum genau? Wie fest drückte man? Immerhin wollte er seinem Herrn nicht wehtun. Er schien nicht so ganz begreifen zu können, dass ihm dies wahrscheinlich nicht einmal gelungen wäre, wenn er sich darum bemüht hätte.
Ohne eine Antwort gefunden zu haben, ließ er Kají wieder los, um einen Schritt zurück zu treten und ihn noch einmal anzusehen. Und jetzt? Weg gehen, stehen bleiben? Er sah zu Faite, als würde sich in deren Verhalten eine Lösung auftun, aber dann fiel ihm Yukí ein, die gegangen war und so senkte er scheu den Kopf und lief langsam zu ihr in die Kombüse. Sie stand gerade am Türrahmen, als Luca neben ihr auftauchte und sie ansah. Er hatte beschlossen, ihr zu folgen, sich aber nicht im Voraus überlegt, was er dann zu tun gedachte. Ratlos verharrte er ein paar Momente, in denen er Yukí anstarrte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nach einer Weile sah er zu den Gläsern und erinnerte sich daran, was sein Herr damit getan hatte. Munter nahm er sich ein unbenutztes Glas, fülle es mit Wasser und trug es zu der braunhaarigen, jungen Frau, um es ihr dann entgegen zu strecken.

Wieder stirnrunzelnd betrachtete Kají, einen Blick hinter sich werfend, was seine Schwester nun an der Kombüse veranstaltete. Sie schlug ihren Kopf gegen das Holz und haute dann dagegen. Ob sie irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden war? Als er den Kopf wieder nach vorne drehte, war er fast erschrocken, dass Faite plötzlich vor ihm stand. Direkt vor ihm. Und dann umarmte sie ihn auch. Er, der irgendwie nicht wirklich damit gerechnet hatte, spürte, wie sein Herz einen kleinen, aufgeregten Hüpfer machte, oder kam ihm das nur so vor? Zögerlich legte er eine Hand auf ihren Rücken und nuschelte ein leises „Danke.“ Nachdem sie ihn wieder losgelassen hatte, fühlte er sich ein wenig komisch ... fast benommen. Er erwiderte ihren bernsteinfarbenen Blick fast schüchtern lächelnd, beschloss dann aber recht schnell, dass er seinen Blick vielleicht abwenden sollte. Es war komisch.
Ganz passend hatte sich Krümel in sein Blickfeld geschlichen und sah jetzt direkt zu ihm herauf. Der Kají wurde dieses benebelnde Gefühl wieder los und zog leicht eine Augenbraue hoch. Und was wollte er jetzt von ihm? Der Rotschopf staunte nicht schlecht, als der Kleine auch seine Arme um ihn legte. Er neigte den Kopf leicht schief und sah von oben auf ihn herab. Schließlich lächelte er wieder und strich dem Jungen kurz über den Kopf. Wie bei allen anderen wiederholte er das „Danke.“ und sah dem Kleinen nach, als dieser plötzlich hinter Yukí her rannte, dann in der Küche verschwand und mit einem Glas wiederkehrte, dass er seiner Schwester entgegen hielt. Dieser kleine Kerl war einfach zu niedlich, obwohl er nicht glaubte, dass er irgendwas verstand von dem, was sie taten.

„Ich frage mich, ob er irgendwie versteht, was wir machen, oder ob er uns einfach nur imitiert und versucht, zu verstehen.“,

sagte er nicht sonderlich laut, fast mehr zu sich selbst. Er sah zu Yukí, die sich nach ihrem selbstverletzendem Verhalten ( ... moment, ein Kají sollte das nicht so bezeichnen. û.u’’’’ *korrigier* ) nach ihrem komischen Anfall wieder ihm zuwandte. Abwehrend hob er die Hände.

„Ihr braucht mir wirklich nichts schenken, oder so ...“

Ihm hatte nie jemand was geschenkt. Geburtstag, das war nicht wirklich etwas Positives für den Rothaarigen und er käme sich seltsam vor, wenn sich jetzt etwas änderte. Noch dazu behagte es ihm nicht wirklich, einfach so beschenkt zu werden, ohne Gegenleistung.

Still stand sie nun da, während sie nur mit halber Aufmerksamkeit Yukí beobachtete, die gerade etwas sehr komisches Tat indem ihr Hirn gegen etwas sehr hartes schlug und sie dabei immitierte, was ihr aber nicht weiter einfiel. Dass sie vorhin noch selbst den Kopf gegen eine Wand geschlagen hatte, verdrängte sie geschickt.
Sie seufzte innerlich, als sie befürchtete, dass nun ein peinliches Schweigen entstehen würde, doch als der Kleine sich bewegte, wanderten ihre Augen mit, um verwundert zu beoabachten, dass er -wie Yukí und sie zuvor- Kají umarmte. Er kam zwar nur bis zur Tallie, aber er umarmte ihn... und sie fand es einfach nur tierisch niedlich. Seine unschuldige und naive Art war zum kreischen süß, obwohl sie ihn auch bemitleidete - sie wusste schließlich nicht, ob er verstand, ob er wusste was er tat. Obwohl sich von seinem ersten Verhalten an schon deutliche Besserungen gezeigt hatten... Er schien zu lernen. Und irgendwann würde er auch reden können, bestimmt, da war sie sich ziemlich sicher. Ihr Blick folgte dem Jungen, der in der Küche verschwand, bevor er mit einem Glas in der Hand zurück kehrte. Er war so niedlich.
Sie drehte ihren Kopf leicht, als Kají leise etwas sagte und nickte dann.

"Hmm... ich glaube er wird uns irgendwann verstehen. Wenn nicht heute, dann morgen. Irgendwann schon. Er ist so niedlich..."

Sie musste grinsen als sie wieder zu dem Knirps schaute, und legte dabei ihren Kopf schief. Nachdenklich wiegte sie ihren Kopf hin und her, bevor sie einen Schritt zur Seite tänzelte und sich dabei etwas vom dem Rotschopf und Yukí, samt Kleinen entfernte und dann Kají prüfend musterte.

"Müssen wir nicht, aber vielleicht wollen wir dir was schenken."

Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar, das nach der kleinen Kampfeinlage leicht zerwuschelt war, während die andere immernoch mit dem Band spielte.

"So macht man das doch."

Levester beschäftigte sich damit, seiner Freundin nach zu schauen, die schließlich bei der Kombüse stehen blieb und ihren Kopf gegen den Türrahmen hämmerte. Mensch, hatte sie nicht schon genug Schmerzen? Der Schwarzhaarige stieß sich von der Wand ab und schlenderte über das Deck, an Kají, Faite und Tiberias vorbei, wartet einen kurzen Moment, als der Krümel an ihm vorbei zischte und plötzlich seiner Freundin ein Glas entgegen streckte. Levester musste innerlich zugeben, dass er den Kleinen, wie der Rest der Truppe auch, vielleicht mit Ausnahme von Tiberias, recht niedlich fand. Aber er hatte auch etwas tief Bedauerliches an sich, musste der Kleine mindestens schon 8 Jahre alt sein ... wahrscheinlich sogar älter. Schien aber doch mehr auf dem Wissensstand eines 1-Jährigen.

„Ach kommt, nun macht euch nicht fertig.“

Der Schwarzhaarige stupste seiner Freundin leicht gegen die Stirn, als er bei ihr angekommen war und drehte sich wieder zu Kají und Faite um.

„Ihr habt doch eh nichts.“

Das musste einfach mal gesagt werden. Er trat noch einen Schritt weiter, neben Yukí und legte lässig einen Arm um ihre Schulter.

„Machen wir doch einfach das Beste daraus.“

Um nicht noch irgendwelche Misshandelungen von seiner Freundin zu kassieren, wandte er den grauen Blick zu ihr und setzte eines seiner unwiderstehlichen Lächeln auf. Sein Fuß tat immer noch etwas weh, dass wollte er nicht riskieren.

Die Augen schließend ließ Yukí den Kopf zurück sinken, lehnte ihn an den Türrahmen. Ja.. sie sollte sich wohl wirklich lieber wieder hinlegen. Mit geschlossenen Augen lauschte sie den Worten, die ganz in ihrer Nähe gesprochen wurden. Aber was sollte sie da groß antworten? Jammern, dass ihr Kopf weh tat? Irgendwann beschloss sie dann doch die Augen wieder zu öffnen, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Krümel auf sie zukam. Blinzelnd sah sie den kleinen Jungen an, neigte den schmerzenden Kopf leicht schief. Was hatte er den nun vor? Mit leicht gehobener Augenbraue sah sie dem Schwarzhaarigen nach, wie er in der Kombüse verschwand. Er hatte Durst? Na, das war ihm wohl nicht übel zu nehmen. Dafür staunte sie nicht schlecht, als er zu ihr herüber getapert kam und sie das Glas Wasser hin gestreckt bekam. Seufzend und nun wieder lächelnd ließ sie sich in die Hocke sinken, stubste dem Kleinen gegen die Nase und nahm das Glas entgegen.

“Du bist einfach zu süß für diese Welt.“

Wäre nur die halbe Welt in etwa so wie der Kleine, hätten sie längst nicht so viele Probleme. Ganz sicher nicht. Sie zwinkerte Krümel zu.

“Melde dich, wenn ich etwas für dich tun kann.“

Ihm noch einmal über den Kopf wuschelnd erhob sich die Braunhaarige wieder, packte sich erneut an den Kopf. Hui.. tat das weh. Automatisch blinzelte sie zu Kají und Faite, speziell zu ihrem Bruder.

“Ich will aber. Und da kriegst du mich nicht von los. Sobald wir in der nächsten Stadt sind.. Faiti hat schon Recht!“

Sie nickte sich selbst zu. Ja. Sobald sie die Möglichkeit hatte, würde sie ihm etwas kaufen. Etwas tolles! Kají hatte wirklich etwas ganz tolles verdient.. Nun blinzelte sie zu Levi, der ihr gegen die Stirn tippte. War er etwa nicht..? Böse..? Auf seine Worte hin verzog sie erneut das Gesicht, blickte dann zu ihm hoch, als er einen Arm um sie legte. Er war nicht sauer! Wuha.. Aber das linderte ihre Kopfschmerzen auch nicht.. Und wie sollte sie ihm bei seinem Lächeln böse sein? Grinsend lehnte sie sich also gegen ihn, zupfte an seiner Jacke herum.

“Du bist auch einfach viel zu gut für diese Welt.. Ich trinke heute keinen Schluck Alkohol. Das schwöre ich. Sonst platzt mein Schädel.“

Mit einem schrägen Lächeln sah sie ihm in die grauen Augen, ehe sie sich zu den anderen umwandte, noch immer gegen ihren Freund gelehnt.

“Also.. auf Kají! Den allerbesten Bruder der Welt!“

Damit hob sie das Glas an die Lippen und trank fast schon gierig ein paar Schlücke, als wenn das gegen ihre Kopfschmerzen helfen könnte.

Tiberias beobachtete das Schauspiel ohne sich einzumischen. Er beobachtete es sehr genau, und doch verstand er es nicht ganz. Es war so verwirrend, weil alle durcheinander sprachen. Verunsichert trat der Blonde einen Schritt zurück, auf den Rückschluss, dass sie ihn nur veräppelten, reagierten die Anderen nicht und so vermutete er noch immer einen Hinterhalt. Wahrscheinlich war das so ein Ritual, immer der Neue wurde veräppelt. Ja, so musste dass sein. Mit Luca konnten sie dass nicht machen, der sprach nämlich eh nicht, da war das nicht so lustig. Als sie Kají dann alle nacheinander umarmten grinste er unsicher.

„Sag mal... Verarscht ihr mich?"

Er sah die anderen aus großen, blauen Augen an. Er wirkte etwas bedröppelt, fast blöd, was er ohne jeden Zweifel auch war. Er realisierte nicht, dass er ohne jegliches Feingefühl sprach, hatte er auch vorher nicht bemerkt den rothaarigen mit seiner Bemerkung verletzt zu haben. Er sah fragend in die Runde, dann zu Luca, der auf den Streich auch noch reingefallen war, beinahe hätte der Blonde angefangen zu lachen, riss sich dann aber noch zusammen, irgendwie wirkten hier alle so gerührt. Und vielleicht ging es ja noch weiter, und er würde ihnen alles versauen, in dem er sie durchschaute und es allen, in diesem Falle Luca, verriet. Deswegen schwieg er einfach.

Luca sah Yukí mit großen Augen an, als diese in die Hocke ging und das Glas nahm. Sie sprach zu ihm, aber er verstand nichts davon. Er bemühte sich allerdings auch nicht sonderlich. Sie war nicht sein Herr und selbst wenn er es versucht hätte, hätte er nichts verstanden. Als Levester hinzukam, sah er diesen genauso verständnislos an und beobachtete, was die Beiden taten. Ihr Verhalten erschien ihm nicht allzu sinnvoll, aber schon gar nicht verständlich. Vor allem nicht für einen Menschen, der eher wie ein Hund war. Eine Tatsache, die nicht gerade für seine Intelligenz sprach.
Er sah nach draußen, zu seinem Herrn und Faite, die sich noch unterhalten hatten, als er zu Yukí gegangen war. Bei ihnen stand der neue, unsympathische Kerl und schien irgendetwas nicht zu verstehen. Luca wurde neugierig und trat wieder aus der Kombüse hinaus, auf den Blonden zu, um ihn anzusehen. Es wirkte nicht gerade so, als ob sein typisch leerer Tunnelblick irgendetwas sagen wollte. Aber irgendwie schien er darauf zu warten, dass Tiberias so etwas wie einen Leidensgenossen erkannte. Jemand, der nichts verstand. Dabei wirkte der blondhaarige Junge ja gar nicht so dumm wie er selbst. Der konnte doch fast mit den anderen mithalten, oder? Nur dass er irgendwie immer dafür sorgte, dass alle sauer wurden. Oder zumindest ein bisschen mürrisch.

Zeitsprung zum Abend.

Natürlich hatte er wieder die einzig rettende Idee gehabt, um die Frauen aus ihrer tiefen Verzweifelung zu ziehen. Sie würden einfach auf Kajís Wohl anstoßen! Aber erst am Abend. Schließlich konnten sie sich nicht schon zur Mittagszeit betrinken. Und da Yukí es einfach nicht hatte sein lassen können, hatten sie alle sogar noch richtig schön was zu Essen bekommen. Kají natürlich mit der größten Ration. Zugegeben, einer ziemlich übertrieben großen Ration, die er nie hätte schaffen können.
Und jetzt war halt Abend und seine Freundin hatte gleich mal den Rum aus dem Keller geholt. Während die Mädchen immer lustiger wurden, fragte sich der Schwarzhaarige hin und wieder, was wohl der kleine Krümel von ihnen denken mochte. Nach Yukís Versuch ihm Rum zu geben, hatte Kají dem Kleinen schnell ein Glas Wasser gereicht. Derweil saß die Braunhaarige auch wieder auf ihrem Lieblingsplatz – seinem Schoß. Wo auch sonst? Da Tiberias auch mit im Raum saß, war ihm das eigentlich sogar noch ein bisschen lieber als sonst. Und das sollte schon etwas heißen.
Levester griff nach seinem Glas, um noch ein paar Schlücke von dem Rum zu nehmen. Wahrscheinlich konnte er das Zeug noch von allem am Besten ertragen. Er konnte sich nicht daran erinnern, hier je schon einmal betrunken gewesen zu sein. Bei Yukí und Faite hatte er das allerdings schon öfters mal beobachten können. Es war immer wieder recht amüsant, je weiter der Abend fortschritt. Grinsend beugte sich der Schwarzhaarige etwas vor, nachdem er das Glas wieder zurück gestellt hatte, und pustete seiner Freundin gegen den Nacken. Ihre Reaktion darauf kannte er ja schon.

„Und? Holst du gleich wieder die Karten raus?“

Es war doch immer wieder herrlich! Immer wieder gab es einen Grund, sich grundlos zu betrinken. Halt. Anders rum. Oder?

„Hoooneeeey?! Kann man sich mit Grund grundlos betrinken? Antworte mir ganz ehrlich, sonst bin ich traurig.“ ó.o

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. Das war doch eine berechtigte Frage. Ihr Kopf neigte sich zur Seite, während sie ihrem Freund in die Augen blinzelte und das Glas, welches ihre Hand fest umschloss, an die Lippen hob. Einen Schluck trinkend sank es zurück. Und noch immer sah sie mit einem Fragezeichen über dem Kopf zu dem Schwarzhaarigen. Das wollte sie nun wirklich wissen. Derweil drehte sie sich zum Rest der Truppe um. Von seinem Schoß hatte man wirklich einen guten Überblick. Grinsend sah sie von Faite zu Kají, rüber zu Krümel, dann zu Tiberias. Allerdings wurde der Blonde einen Moment länger angesehen. Dafür böse. Bitterböse. Ja, ihr Blick musste böse Bände sprechen. Sie hob ihr Glas in die Luft, nun ihren Bruder betrachtend.

“Auf Kajíleli.. Den besten Bruder der Welt!“

Einen großzügigen Schluck aus ihrem Glas trinkend wunkte (Erinnerst du dich, Nici? xD) sie dem Rothaarigen zu. Ja, er war ein toller Bruder! Grinsend blickte sie nun zu ihrer Freundin.

„Ich muss dir was gestehen du Schwein <.> Aber ich hab vergessen was..“ ._.

Und trotzdem grinste sie der Schwarzhaarigen zu.

“Und du kleiner Mann? Magst du mir nich‘ was von dir erzählen?“

Nun huschte ihr Blick zu Krümel und lächelte ihn an. Und dann.. spürte sie etwas in ihrem Nacken. Mit einem Aufschrei und ihre Hand an ihren Nacken pressend drehte sie sich um und blickte ihren Freund verwirrt an.

“Was war das? O_O Das war toll!“

Mit geweiteten Augen, obwohl sie den Schock schon wieder vergessen hatte, blickte sie ihren Freund an.

„Karten?! Ihr macht ja immer alles kaputt.. ihr müsst mich ja immer mobben.. sonst würd ich nen tolles Kartenhaus bauen..“ v.v

Sie deutete ein leises Schluchzen an und blickte Levi mit ganz traurigen Augen an. Konnte sie wohl auf Kommando heulen..? Ne, jetzt nicht. Aber Herz zerreißend musste ihr Blick trotzdem sein. Dann wandte sie sich wieder um.

“Ich bin dafür das wir singen!
Happy Birthday toooooo yooouu.. Happy Birthday toooooo yoooooouuuuuuu..! Happy Birthday, lieber Kají..!
Ok ich kann nich‘ singen.. Gut Nacht.“ ù.u

Mit diesen Worten ließ sie sich zur Seite fallen bis ihr Kopf mit voller Wucht gegen die Schulter ihres Freundes datschte.

“Aua.“

Ja, er musste ein wenig verstört aussehen, wie er da so am Tisch saß und zu seiner Schwester skeptische Blicke über den Tisch warf. Auch das er neben Faite saß, fand er plötzlich seltsam. Dabei hatte er doch noch gar nicht so viel getrunken ... Er war ja auch immer noch voll von dem Essen, was Yukí ihm aufgetischt hatte. Um ihre Kochkünste zu ehren und sie nicht zu enttäuschen, wo sie sich so viel Mühe gemacht hatte, hatte der Rotschopf mehr gegessen, als eigentlich in ihn hinein passte. Als er schließlich einfach nicht mehr konnte, meinte er, nur noch aus der Kombüse rollen zu können. Bestimmt war noch nie jemand so kurz davor gewesen zu platzen, wie er. Ein Glück hatte sich Kají seit dem auch noch nicht wieder viel bewegen müssen, dafür stand jetzt dieser Rum vor seiner Nase. Und wieder hatte er mit getrunken, aus purer Höflichkeit den anderen gegenüber. Eigentlich war ihm ja so gar nicht danach. Auch nicht nach feiern. Ein Kají feierte nicht die eigenen Geburtstage.
Nun sahen seine meergrünen Augen also zu seiner Schwester, die wie immer auf Levesters Schoß rumturnte und dabei pausenlos vor sich hinbrabbelte. Kajíleli? Was sollte das denn sein, ein Mix aus ihm und Levi? Und schon wieder diese „Komplimente“ die er gar nicht hören wollte. Sie stimmten nicht, es war ein unangenehmes Gefühl. Der Rotschopf sah zurück auf sein Glas und kippte sich noch einen Schluck hinein. Uh ... also langsam war ihm doch ein wenig komisch. Fast schwummerig. Kaum merklich schüttelte er etwas den Kopf, als könne es dieses Gefühl vertreiben. Der Alkohol brannte heiß in seiner Kehle. Und immer wenn er zur Seite sah, wo Faite saß, wurde ihm auch gleich wieder wärmer. Deshalb guckte er meist rasch wieder zu Yukí. Sie war eine gute Ablenkung, da sie immer neuen Blödsinn von sich gab. Seine Gedanken waren durcheinander. Dummer Rum.
Dann fing Yukí plötzlich an zu sinken und Kají merkte, wie er auf der Bank etwas kleiner wurde. Ah! Das war ja schon fast peinlich! Und er hatte das alles doch gar nicht verdient! Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen starrte er wieder zu seinem Glas hin, wie eben. Ein Zwang, ein Reflex, wenn es unangenehm wurde. Noch ein Schluck.

„Yukí, du bist ja betrunken!“,

sagte er und beschloss gleich danach die Klappe zu halten. War er etwa selbst schon angetrunken?

Es war eine fröhliche und ausgelassene Stimmung, so wie es schon lange nicht mehr gewesen ist. Aber das war das Tolle... es war einfach schön, einmal abschalten zu können und sich einfach nur mit seinen Freunden freuen zu können. Yukí hatte ihnen allen eine leckeres Mittagessen gezaubert, an dem sie natürlich hatte rummeckern müssen, obwohl es lecker gewesen war - ohne Zweifel. Aber man darf einen Koch nicht zu viel loben, sonst kommt er auf dumme Gedanken, vorallem wenn der Koch den Namen Yukí trägt. Meistens... und Lob hat sie sicherlich genug gekriegt, vorallem von den Jungen.
Breit grinsend lehnte sich Faite zurück, und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Ihr Blick glitt über den Tisch, der mit Rum und anderen alkoholischen Getränken vollgestellt war, und wo außerdem ein paar Knabbereien standen. Die schimmenden Augen huschten weiter und blieben unweigerlich an Yukí hängen. Das Grinsen wurde noch einen Tacken breiter, was allerdings kaum noch möglich war... aber Yukí war einfach nur zum schießen! Sie selbst spürte den Alkohol jah schon, aber so tief wie Yukí hatte sie heute noch nicht ins Glas geschaut. Und das sollte mal was heißen. Die Schwarzhaarige runzelte die Stirn, und wollte es anscheinend nicht bei dieser Tatsache beruhren lassen - sie nahm sich noch etwas Rum und kippte das Zeug auf Ex weg. Leise kichernd wandte sie sich an Yukí.

"Wir können das! Grundlos ist nämlich toll."

Sie nickte Yukí bedächtig zu und tat als ob sie wusste was sie meinte. Dann entdeckte sie, dass sie eigentlich gar nichts wusste, und zückte einen Zahnstocher... der sich merkwürdigerweiße in ihrer Hosentasche befunden hatte. Verwundert schaute sie das kleine Stückchen Holz an, hielt es sich direkt vor die Nase, bis sie anfing zu schielen, bevor sie sich entschied es als Waffe gegen Yukí einzusetzen. Schwungvoll fuchtelte sie mit dem kleinen Stocher herum bis er genau auf Yukí zeigte.

"Gestehe, du Mops!"

Sie fuchtelte weiter herum, bis sie schließlich schaffte sich das Stück Holz mit der Spitze in die Hand zu rammen. Bedröppelt musterte sie ihr Kunstwerk. Hand auf Tisch, Stocher in Hand. Bravo!

"Huch!" O.o

Mit einem Ruck war das Stück Holz wieder aus ihrer Hand entfernt und fasziniert betrachtete sie die Wunde, aus der langsam einige Tropfen Blut qwollen. Bei dem Anblick fing sie wieder an zu kichern, obwohl sie den Schmerz spürte... der aber im Moment nicht so wichtig war. Mit dem Ellbogen stupste sie Kají an, der direkt neben ihr saß und deutete dann auf ihre leicht blutende Hand.

"Guck mal, ich blute!"

Immernoch begeistert vom Wunder der Natur, die ihre Hand zum Bluten brachte, schreckte sie auf, als Yukí anfing -ziemlich schräg- zu singen. Lachend musterte sie den missglückten Versuch Kají so richtig ein Ständchen zu bringen, und Yukí schaffte es auch sich zu verletzen. Lustige Runde. Ihr Blick lag für einen Moment auf Tiberias, bevor sie wieder Kají anblickte.

"Du hast Recht. Sie ist voll betrunken. Guck mal ich blute!"

Bei den letzten Worten hob sie ihre Hand und ließ sie vor den Augen von Kají hin und her pendeln. Als ihr das zu blöd wurde, seufzte sie theatralisch und leckte das Blut mit der Zunge ab und fing an an der klitzekleinen Einstichwunde zu saugen. Noch mit der halben Hand im Mund find sie wieder an zu sprechen.

"Uuchh büün eein Vampüüür!"

Luca saß wie immer schweigend mit am Tisch. Skeptisch musterte er die Erwachsenen, deren Stimmung ihm merkwürdig vorkam. Er kannte den Geruch, von dem sie umgeben waren. Dass hatte irgendetwas mit dem Getränk zu tun. Es machte immer alle aggressiv und gemein. Man hatte ihm das Gleiche hingestellt. Dann hatte man ihm Wasser hingestellt. Und plötzlich hatte er wieder das stinkende Zeug vor sich stehen gehabt. Er hatte auch schon davon getrunken. Es tat weh im Hals. Er hielt es für eine Strafe, aber so ganz verstand er nicht, wieso die anderen sich selbst straften. Es schmeckte jedenfalls giftig. Dennoch nippte er immer wieder an seinem Glas, während er versuchte, irgendetwas von dem zu verstehen, was sie taten. Sie waren unheimlich. Unheimlicher als sonst. Vor allem die Frauen. Yukí war die ganze Zeit furchtbar laut und Faite hatte sich selbst verletzt. Mit Absicht. Er wusste nicht, wozu dass alles gut sein sollte.
Während er wieder ein bisschen etwas von dem Rum trank, begann er sich komisch zu fühlen. Ihm kaum der Raum plötzlich so heiß vor. Oder vielleicht als hätte er Fieber. Außerdem war irgendetwas mit seinem Kopf los. Es fühlte sich an, als würde er jetzt noch weniger verstehen, von all dem, was die Erwachsenen taten. Luca kam sich dumm vor. Noch dümmer als sonst. Er verstand gar nichts mehr. Und weil er durst hatte, trank er noch mehr von dem komischen Zeug in seinem Glas. Alles war komisch. Also sah er nur teilnahmslos zu, wie die anderen sich grundlos freuten.

Tiberias saß neben Faite und gegenüber von Luca. Er fühlte sich ähnlich wie der kleine Junge, obwohl er dass nicht wissen konnte. Er gehörte nicht dazu, die ausgelassene Stimmung bezog ihn nicht. Als trank er einfach, immer weiter ohne nachzudenken. Seine Sinne waren schon völlig benebelt. Er beobachtete Faite. Sie war wirklich sehr schön. Sehr süß. Ein leichtes Lächeln war auf Tiberias Gesicht zu sehen. Ob ihr schon mal jemand gesagt hatte dass sie schön war? Bestimmt. Er verstand das Gespräch nicht wirklich, ihre Stimme waren so laut, dass sie ineinander verschwammen, unklar waren. Es war ein einziges großes Stimmengewirr, es musste ähnlich sein bei Luca. Kurz wandte er den Blick an den kleinen Mann, der ebenso blöd wirkte wie er selbst. Er beobachtete ihn einige Momente mit reglosem Gesicht bevor er sich wieder zu Faite wandte, die sich geschnitten hatte. Sie blutete. Der Blonde spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte und er schluckte leicht. Er beugte sich zu der Schwarzhaarigen und zog vorsichtig an ihrer Hand und betrachtete die Wunde.

„Du brauchs keine Angst haben. Iss nich so schlimm."

Er sah zu ihr hoch und kniff leicht die Augen zusammen. Seine Stimme leierte schon ziemlich. Jetzt, wo er ihr so Nahe war, war sie noch schöner. Sie waren beide schön. Er lächelte auf eine Art, wie es nur ein betrunkener konnte. Dann drückte er ganz schnell seine Lippen auf ihre. Das Ganze war in weniger als 5 Sekunden passiert, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Die Zeit ging viel langsamer, ging sie? Er rutschte schnell von Faite weg, da er glaubte, dass sie ähnlich Gewaltbereit war wie Yukí. Er nahm wieder sein Glas und tat einfach so als wäre nichts passiert. Er hob sein Glas.

„Alles Gute, lieber Kají."

Meinte er und nahm erneut zwei große Schlücke.

Wie ein kleines Kind an einer Flasche nuckelte sie an ihrer Hand, bis sie auch dies schließlich aufgab. Mit glänzenden Augen und lächelnd blickte sie immer wieder zwischen den anwesenden Personen hin und her. Blieb mal bei Luca hängen, dann wieder bei Yukí und Levi, Kají und dann zu Tiberias. Ihre Hand hatte sie auf dem Tisch, um ihre kleine Wunde im Augen zu haben, und darauf zu achten, dass sie auch ja anfing zu heilen. Doch ihr Blick lag auf Tiberias und ihn musternd legte sie den Kopf schief. War etwas...? Oder bildete sie sich das ein? Sie runzelte die Stirn leicht, und schob dann alles auf den Rum. Oh ja, der liebe Rum. Hmmm... er war so, benebelnd. Lustig aber auf jedenfall. Nur aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass Tiberias auf einmal viel näher war, als vorher, doch sie bemerkte es erst vollkommen, als er ihre Hand berührte und leicht an sich zog. Sie hob ihren Kopf an, nachdem sie den Blick vom Rum gewandt hatte, betrachtete sie den Blonden, der die winzige Wunde begutachtete. Sie legte wieder ihren Kopf leicht schief.

"Ich hab' keine ... - "

Ihre Stimme erstarb. Plötzlich war der Kopf von Tiberias gefährlich nahe, von einer Sekunde auf die Andere, und sie konnte nichts tun. Durch den Alkohol, der durch ihre Adern floß waren ihre Reflexe und Bewegungen erlahmt, und sie konnte nur in sein Gesicht schauen, in das merkwürdige Lächeln, das sich in seine Züge schlich. Sie wollte gerade ein Stück von ihm wegrutschen, da ihr diese Nähe irgendwie zu nah war... ihr war unbehaglich. Doch bevor sie ihr vorhaben in die Tat umsetzen konnte tauchte sein Gesicht direkt vor ihren Augen auf, und ihre Lippen beührten sich. Es war wie ein Elektroschock, ihr Körper würde auf einmal ganz steif, bewegungsunfähig, als Tiberias sich wieder von ihr löste und anschließend so tat als ob nichts gewesen wäre. Jetzt war er auf einmal wieder da, wo er am Anfang gesessen hatte, und sie war einfach fassungslos. Dort wo sich die Lippen berührt haben spürte sie noch etwas, aber konnte nicht einordnen was es war. Sie war so perplex, dass sie nichts tat, einfach nur da saß, verwirrt und allein gelassen in ihrer Welt. Was zum Teufel war das gewesen? Ihre Augen suchten die von Tiberias, während sich in ihnen absolut nichts spiegelte, nur Leere und Verständnislosigkeit. Ihr Gehirn war leer, doch während sie da so saß, fassungslos, kochte etwas in ihr auf. Langsam aber sicher wurde ihr warm, bevor sie ihre Stimme erhob.

"Spinnst du?!"

Ihre Gedankengänge waren jetzt etwas klarer, aber ihre Stimme war nicht sehr überzeugend gewesen. Das was in ihr kochte war Wut, und als sie dies erkannte, brach es aus ihr heraus.

"GEHT'S NOCH?!"

Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, ihre Augen funkelten zornig, und schließlich warf sie sich mit dem Kopf zuerst auf Tiberias. Die Wucht mit der sie losgeprungen war riss Tiberias von seinem Platz, ebenso wie sich selbst, und beide landeten auf dem Boden. Ohne genau zu wissen wo oben und wo unten war, fing sie an auf dem Blonden rumzuhauen, und es war ihr egal wo sie hin traf. Ihre Schläge waren nicht halb so präzise, wie sie es ohne Alkohol wären, doch durch diese Unkontrollierbarkeit war sie schwer einzuschätzen und auch solche Schläge konnten weh tun. Während sie sich auf dem Boden rumrollte und versuchte Tiberias zu verprügeln, kam die gute Stimmung des Alkohols in ihr Hoch und sie fing erst an zu lächeln... bis sie schließlich grinsen musste, während ihre Fäuste weiter auf ihm rumtrommelten.

"Du Blödmann!"

Jetzt fing Faite auch noch so an, wie Yukí. Ahh, sie musste auch betrunken sein. Und woher kam plötzlich dieser Zahnstocher? Kají kniff etwas die Augen zusammen, irgendwie fühlte er sich in seinem Auffassungsvermögen eingeschränkt. Dann sah er kurz zu Krümel hinüber. Wankte der auch schon, oder war das nur sein Blickfeld? Nein, nein, Krümel konnte nicht wackeln. Er hatte da ein nettes Glas Wasser vor sich, aber keinen Rum. Nein, den hatte er ihm wieder weggenommen. Das Glas war jetzt nämlich seines. Während er so überlegte, nippte er wieder daran herum, bis plötzlich Faites Stimme zu ihm durchdrang. Hä? Er wandte den Kopf eine Augenbraue hochziehend zur Seite und blinzelte. Was war mit ihr? Blut ...? Mit einem etwas ausdruckslosen Blick begutachtete er die Wunde der Schwarzhaarigen, legte den Kopf leicht schräg, von der einen Seite zur anderen. Und dann noch mal. Jetzt wedelte sie mit ihrer Hand sogar schon vor seinem Gesicht rum. Irgend etwas ziemlich Unangenehmes meldete sich darauf hin in ihm, ein leichtes, schmerzliches Kribbeln in seinen Handgelenken. Aber durch den Alkohol war sein Gehirn zu vernebelt, um irgendwelche grausigen Erinnerungen aufkommen zu lassen. Und nun sagte Faite auch noch, dass sie ein Vampir wäre. Wie hatte sie das denn gemacht?

„Hast du auch Vampirzähne?“,

fragte er neugierig, aber da wandte sich plötzlich Tiberias zu ihnen um. Kají zog ein wenig die Augenbrauen zusammen, bei dem Blonden hatte man immer so eine ungute Vorahnung. Aber was er dann machte, ließ ihm den Kiefer herunter klappen. Boah! Fassungslos verfolgten seine Augen Tiberias, als der wieder von Faite wegrutschte. Er hatte sie geküsst! Boah! Aber ... warum entsetzte ihn das jetzt eigentlich so? Es musste wahrscheinlich ein sehr komisches Bild abgeben, Kají und Faite beide in die selbe Richtung gewandt und der Ausdruck des Rothaarigen musste dem perplexen Faites wohl auch recht ähnlich sein. Erst nachdem ein paar tickende Sekunden vergangen waren, änderte sich das Schaubild. Faite stürzte sich schreiend auf den Blondhaarigen. Was auch sonst? Kají hatte vorher noch ein seltsam klingendes „Danke.“ von sich gegeben und wandte sich nun wieder dem Tisch zu. Sein Glas war leer. Das passte ihm grade nicht.

„Ich brauch’ mehr Rum.“,

nuschelte der Rotschopf und langte über den Tisch um gleich eine ganze Flasche zu klauen, die er auch gleich an seine Lippen setzte. Während der Alkohol brennend seine Kehle hinunter rann, fühlte er sich komisch. Nicht nur wegen dem Feuerwasser. Das hatte ihm irgendwie ganz und gar nicht gepasst. Er setzte die Flasche wieder ab und starrte wieder zu Faite und Tiberias hinüber. Da musste man doch ganz genau aufpassen. Das die Schwarzhaarige nun auf ihn einschlug, gefiel ihm schon viel besser.

„Gut so, voll in die Fresse rein! Brauchst du Hilfe?“

Ein bekräftigender Spruch. Was etwas zu viel Alkohol alles anrichten konnte?

Tiberias sah unschuldig auf sein Glas und beobachtete nur aus dem Augenwinkel, wie Faite langsam zu begreifen schien. Urplötzlich stellte sich dem Blonden die Frage, ob es vielleicht ihr erster Kuss gewesen war und er musste grinsen. Vorsichtig drehte er den Kopf zu ihr um genau dann von ihr angeschrien zu werden. Der Blonde zog leicht den Kopf ein. Sie war Yukí doch ähnlicher als er gedacht hatte. Mist. Und im nächsten Moment stürzte sich die Schwarzhaarige auch schon auf ihn. Sein Gehirn brauchte einige Momente bis es überhaupt realisierte was hier gerade passierte. Er war auf dem Boden. Alles klar. Okay. Die Welt drehte sich noch ein bisschen, aber das war okay. Wo war Faite? Oh. Oh da war Faite. Auf ihm. Uh. Hatte ihr der Kuss etwa gefallen? Ihre Faust traf ihn mitten auf die Brust. Anscheinend nicht. Schade. Er runzelte die Stirne, der Alkohol hatte seinen Körper wie betäubt und sein Gehirn noch langsamer gemacht, als es eh schon war. Den Schmerz spürte noch nicht, aber vielleicht würde er ja in fünf Minuten in seinem Gehirn ankommen. Beinahe orientierungslos griff er nach ihren Händen und hielt sie fest. Er lachte.

„Hör auf mit dem Mist, sonst Küss ich dich gleich noch Mal!"

Er sah zu Kají der sich jetzt auch einmischt und setzte sich auf, so dass er Faite jetzt wieder sehr Nahe war. Immer noch hatte er ihre Hände fest im Griff. Er war vielleicht kein richtiger Mann, weil er sich sehr um sein Aussehen kümmerte, aber stark war er dennoch irgendwie. Er sah den Rothaarigen mit einem beinahe provozierenden Blick an, aber da war dieses dümmliche Grinsen, dass der Situation die Ernsthaftigkeit nahm.

„Bist du sauer weil ich sie vor dir geküsst habe?"

Er grinste noch Mal kurz und drehte sich zu Faite. Huch, war ihr Gesicht nah vor seinem. Er konnte dem Drang die Schwarzhaarige erneut zu küssen nur schwer wiederstehen, aber er wollte den nächsten Tag noch erleben und so grinste er nur.

„Du bist eine ganz Wilde. Was?!"

Levester runzelte leicht die Stirn. Honey? Wo bitte hatte sie das den aufgeschnappt? Sah er etwa aus wie Honig?

„Nein Liebes, du widersprichst dir bloß selbst.“

Es war wirklich ein Kraftakt eine betrunkene Yukí auf dem Schoß zu balancieren. Manchmal fürchtete er wirklich, dass sie sich gleich auf den Boden verabschiedete. Und das sie immer noch Krümel-zum-Sprechen-bringen-Versuche startete war auch sehr bewundernswert. Auch dass sie es plötzlich toll fand im Nacken angepustet zu werden sprach eindeutig für etwas zu viel Alkohol. Und wieder redete sie so viel, dass es schwierig war genau heraus zu filtern, wann man antworten musste. Ein Grinsen zog sich auf Levesters Lippen, als er ihr demonstrativ noch einmal gegen den Nacken.

„Meinst du das?“

Aber nun wandte sich die Braunhaarige schon zu ihm um und warf ihm einen Elendsblick zu. Ach Gottchen. Aber leider war das wegen der Karten nicht so recht ernst zu nehmen. Außerdem hatte sie längst beschlossen, dass es doch recht schön war etwas zu singen. Mein Gott, er musste sich selbst für sein Auffassungsvermögen loben. Yukí machte echt zu viel auf einmal und hintereinander. Und dann krachte auch schon ihr Kopf gegen seine Schulter, was für ihn nicht viel angenehmer war, als für sie.

„Man, hast du eine harte Rübe, Yukí.“

Normalerweise hätte er sich jetzt mit einer Hand über die Schulter gerieben, aber da war ihr Kopf im Weg. Außerdem zog das Szenario auf der anderen Tischhälfte grade viel mehr die Aufmerksamkeit auf sich. Grade als Levester aufblickte, befanden sich Tiberias und Faite in einer äußerst seltsamen Haltung. Der Blonde hatte sie geküsst. Oha. Das gab Mord und Todschlag. Keine Sekunde später erklang schon Faites Kampfschrei und beide verschwanden aus dem Blickfeld. Kají machte derweil immer noch das selbe Gesicht wie die Schwarzhaarige und entschloss dann, dass er mehr trinken musste. Levester musterte den Rothaarigen etwas skeptisch. Er schien vom Alkohol auch schon recht eingelullt zu sein. Aber immerhin lockerte ihn das mal wieder ein wenig auf ... obwohl er mit der Situation grade wenig zufrieden schien. Obwohl er seinen Worten nach munter mitmischen wollte, lächelte er nicht. Und Tiberias ließ auch nicht wirklich locker. Wahrscheinlich war er der Einzige, der noch nüchtern genug war, um zu realisieren, dass die Situation langsam gefährlich zu eskalieren begann. Auch wenn er nicht befürchtete, dass Kají – selbst nach diesen Worten – wütend werden würde. Dieser Blondi machte wirklich nur ärger! Aber immerhin hatte er nicht Yukí geküsst. Daaaaann hätte dieser Kerl nämlich wirklich ein GANZ großes Problem gehabt.

„Lass sie doch in Ruhe, du Vollidiot.“,

warf er rüde dazwischen.